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Samstag, 12. Juli 2014

Ist es nicht schön, einen Menschen nackt anzusehen?

Ist es nicht verlogen, wenn wir so tun, als ginge es nur um individuelle, körperlich gespürte Freiheit? Fordern wir nur Toleranz, wobei uns der Anblick anderer nicht interessiert? Möchten wir nicht auch andere Menschen in ihrer unbefangenen Nacktheit sehen und erleben und von ihnen nackt wahrgenommen und akzeptiert sein?
Hier geht es nicht nur um Bilder im Internet, sondern auch um alltägliche Begegnung draußen. Wie fühlt man sich, wenn man angegafft wird? Wie empfindet man es, wenn der Körper bewundert wird, wenn jemand ganz direkt sagt: "Du siehst gut aus"? Und umgekehrt: Wie sehe ich andere? Vereinahme ich sie, projiziere ich meine Wünsche in ihren Anblick? Akzeptiere ich sie so, wie sie sind? Das ist schon eine zwiespältige Sache. Einerseits möchte jeder gut aussehen und gesehen werden - der Leib ist Ausdruck unserer Identität ! - Andererseits gerät dabei die Person ins abseits.  Wir wissen doch: körperliche Schönheit ist nicht unser eigentlicher Wert. Die wahren Werte liegen tief in uns. Wir möchten Leistungen anerkannt wissen, unseren Einsatz, ... (oder was eigentlich? Was sind diese inneren Werte ? - "Le moi est haïssable" - Pascal) - und da begafft uns jemand, der diese Werte gar nicht kennt, der uns nicht kennt, ja im grunde ignoriert. So ist gerade diese Bewunderung des Körpers auch eine Missachtung der Person - bzw. Vereinnahmung. Nun: Worauf kommt es an? Da komme ich natürlich wieder zu meinem Thema - zu dem Thema! Der Leib ist Ausdruck der Person. Entscheidend ist, dass mir beim Anblick eines Menschen eine Person entgegen tritt. Es muß wirkliche Begegnung stattfinden. Im Bild ist die Begegnung einseitig - wichtig ist hier das Gesicht. Interessanter ist die wirkliche Begegnung. Hier sehen wir auch eine Empfindlichkeit vieler Naturisten gegenüber "Spannern". Genau das trifft: Jemand gafft, um sich an uns zu ergötzen. Uns selbst respektiert er aber nicht. Ist das wirklich so einfach. Ist es nicht auch für uns schön, einen Menschen nackt anzusehen, einem Kind beim Spielen zuzuschauen, einer schönen Frau nachzusehen, ... ? Ist das Missachtung - oder Wertschätzung ? Ich denke, hier liegt ein Dauerkonflikt, der nur in wirklicher persönlicher Begegnung gelöst wird, in der sich dann klärt, was wir vom anderen erwarten, was er von uns erwartet, - in der wir uns selbst und gegenseitig korrigieren, - in der wir spüren, dass wir nicht übereinander verfügen können. Aber gerade in dem Wissen, dass die eigenen Werte nicht in uns selbst ihren Ursprung haben, sondern Geschenk sind, können wir uns schlicht und einfach an dieser Gabe erfreuen. Wir brauchen nichts großes zu Leisten, um Anerkennung zu verdienen, sondern nehmen an, was uns von Natur gegeben ist. So dürfen wir uns auch der Leiblichkeit unseres Wesens erfreuen, in Dankbarkeit dem gegenüber, der sie uns geschenkt hat: "Si placent corpora, deum ex illis lauda et in artificem retorque amorem, ne in his, quae tibi placent, tu displiceas." (Augustinus: Confessiones 4,12)

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