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Freitag, 17. Januar 2020

Naturismus ist Begegnung

Warum sind wir nackt? Haben wir nichts zu verbergen? Natürlich haben wir alle unsere Geheimnisse! Worum es aber im Naturismus doch geht, ist, dass wir uns als Person nicht verbergen. Wer mich nackt sieht, sieht mich. Wenn ich Interesse daran habe, den anderen unverhüllt zu sehen, ist das eine Anerkennung der Person, die mich anspricht, meine Sympathie weckt. Eben deshalb widerspricht jede Retouche, jede Unkenntlichmachung und grundsätzlich Anonymität dem Grundanliegen des Naturismus, der Anerkennung und Wertschätzung der Person, die leibhaftig vor uns steht. Nicht nur das Gesicht ist Ausdruck der Person - im ganzen leiblichen Leben. in seinen Tätigkeiten und Freizeit-Aktivitäten äußert sich der Mensch. Dazu gehört nicht nur das Aussehen, sondern auch Bewegungen, Gesten und die Wahrnehmung unseres Umfeldes, der Natur, der Menschen, mit denen wir unterwegs sind, Handlungen und Aktivitäten. Als Naturisten verstecken wir uns nicht? - (nur?) nicht in Kleidung? um so mehr hinter Mauern? Wollen wir unerkannt bleiben? Genieren wir uns doch?
Oft zeigen Aufnahmen Naturisten von hinten, Gesichter werden Unkenntlich gehalten. Aber genau das widerspricht der Grundintention des Naturismus. Verstecken wir unsere Offenheit? Sind wir nur unerkannt auch ungeniert? Anonymisieren wir Intimität! Das ist Perversion!
Naturismus bedeutet für mich, den Menschen in seiner vollen Leiblichkeit zu akzeptieren. Jeder Ausschnitt verzerrt. Wer sich nicht ins Gesicht schauen lässt, schämt sich dessen, was er tut. Wer nur das Gesicht zeigt, reduziert sich darauf. Wer sich nur nackt auszieht, reduziert sich auf den Körper. Als Naturist Lebe ich nackt, und wer mich sieht, soll Anteil nehmen an meinen Erlebnissen, in mein Leben einbezogen sein. Natürlich ist es immer ein teilen, ein geben und nehmen, ein sich mitteilen im Interesse am anderen. Das  ist leider oft nicht möglich, da ich nicht weiß, wer mich (oder Bilder von mir) sieht und wie er darüber denkt, und nicht jeder den, ich mit Interesse ansehe oder zusehe, überhaupt von meine Existenz weiß. Im Alltag suche ich (wie wohl jeder) menschliche Begegnung. Wo nun im Internet die Mitteilung einseitig ist, versuche ich es durch Einreihen auszugleichen. Ich möchte mich einfügen und einbringen - durch Beiträge und Bilder. Wo ich Beiträge und Bilder finde, die mich ansprechen und begeistern, möchte ich meine einreihen. Ich möchte nicht - wie hier - meinen eigenen Blog, sondern viel lieber einen Austausch. Ich möchte als Teil einer Bewegung wahrgenommen sein, mich solidarisch unter anderen Naturisten finden lassen. Eben deshalb freue ich mich besonders, wenn meine Beiträge und Bilder Anklang finden. Damit fühle ich mich einbezogen. Bilder kopieren bedeutet für mich immer auch das Leben teilen, Anteil nehmen und sich mitteilen. Es ist immer eine Wechselwirkung. Sammeln und Teilen ist kein egoistisches Horten, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen - das wäre Missbrauch. Es ist immer gegenseitige Wertschätzung, Anerkennung und Sympathie. Wer sich mit dem Hinweis auf Missbrauch dagegen stellt, sollte sich bewusst sein, dass er damit auch Gemeinschaft und Leben zerstört. Leben ist Begegnung, Gemeinschaft, Beziehung. Wer sich dem entzieht (und was dem entzogen wird) ist tot. Wer meint so den Missbrauch zu untergraben, tötet. Er zerstört all das, was er gefährdet sieht. Ich finde des nun traurig, wenn heute vielen (vor allem Kindern) zu ihrem vermeintlichen Schutz genau das entzogen wird, was ich als Kind am meisten vermisst habe, wovon ich geträumt habe, was ich erst als junger Erwachsener mir erobert habe - die Freiheit Naturismus nicht nur im geheimen zu leben, sondern auch ganz offen zu teilen, andere einzubeziehen und zu begeistern. Und auch heute greift hier immer noch die Zensur, die den Ausdruck dieser Lebenseinstellung im Bild unterdrückt und damit das Leben selbst, das ja gerade darin besteht, sich sichtbar leiblich auszudrücken. Wer Bilder verbietet, verbietet auch das, was sie ausdrücken. Ein Kampf gegen Bilder richtet sich immer auch gegen das Leben selbst. Ein Nacktfoto ohne Gesicht ist ein geköpfter Naturist, retouchierte Genitalien sind Kastration - genau das ist Mord und Vergewaltigung. Es ist Zeugnis einer gestörten Beziehung, wo Begegnung schon im Ansatz erstickt wird - aus Angst vor Missbrauch.

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